Vorbemerkung:
Auch wenn die Mamiya Universal nicht gerade eine kleine Kamera ist, so ist die Justage des Meßsuchers nichts für Grobmotoriker. Die Möglichkeiten, die Kamera zu schreddern sind vielfältig, darauf möchte ich explizit hinweisen. Ich übernehme daher keinerlei Verantwortung, wenn was schief geht, entsprechend ist dieser Text auch zu verstehen.Diese Anleitung gilt übrigens nur für die Mamiya Universal, ich weiß nicht, wie kompatibel die '23' oder die alte 'Press' sind.Als Ausgangspunkt diente natürlich eine Recherche bei Google, wo mehr oder weniger regelmäßig immer der Name Roger Krueger auftaucht, von dem stammen so ziemlich alle Beschreibungen, z.B. auch in diesem Forum.
1. Kapitel: was brauche ich dafür
Ohne Ground Glass ist man ziemlich aufgeschmissen, weil man die Bildschärfe nicht sofort überprüfen kann. Uhrmacherschraubendreher mit
kleinem (Philips)Kreuzschlitz und Schlitz mit 2mm und evtl. kleinerer Klingenbreite ist ein Muß. Zur Sicherung der Schrauben etwas bunter Nagellack (die Farbe ist an sich wurscht, es ist aber praktisch, wenn man den Lacktupfer sieht). Um die Bildschärfe auf dem Ground Glas zu
überprüfen empfehle ich eine Lupe (entweder eine Dia-Lupe aber eine Uhrmacherlupe tut es auch), die Vergrößerung sollte schon 6-fach oder
höher sein (die Bildschärfe läßt sich einfacher beurteilen). Ein Stativ ist sehr hilfreich.Hinweis: die Beschreibung liest sich schlimmer als die Sache wirklich ist.
Noch ein weiterer wichtiger Hinweis: zum Kalibrieren muß man nur an einigen Schrauben etwas drehen, im eigenen Interesse nichts anders antappen oder begrabbeln.
2. Kapitel: wir schrauben den Deckel ab
An beiden Seiten und hinten sind jeweils gut sichtbar drei kleine Kreuzschlitzschrauben, die müssen raus. Dann den kleinen Griff vom Schieber, der zum Umschalten des Leuchtrahmen dient (Schlitzschraube) abmontieren. Und jetzt kommt der Übertrick: vorne die Maske über Sucher, Leuchtrahmenfenster und Öffnung für's Mischbild abschrauben (zwei kleine Kreuzschlitzschrauben auf der unteren Seite von der Maske, oben ist das Teil einfach gesteckt, also Schrauben raus und nach unten abziehen). Maske abnehmen, zwischen Sucher und Leuchtrahmenfenster ganz oben ist eine kleine Kreuzschlitzschraube, raus damit. Nun den Deckel einfach nach oben abziehen.3. Kapitel: wir justieren den Sucher
Betrachten man die Kamera von hinten, dann ist ganz rechts der Suchereinblick, ganz links ein kleiner Umlenkspiegel, der das Mischbild in den Sucher rüberspiegelt. Dieser Spiegel hat hinten eine kleine Schlitzschraube, damit wird der vertikale Offset des Mischbildes justiert. Wenn also das Mischbild im Sucher vertikal nach oben oder unten versetzt ist, egal welche Entfernung eingestellt ist, dann drehen wir hier. Ganz wenig drehen reicht und AFAIR bedeutet nach rechts drehen, daß sich das Mischbild nach unten bewegt (aber im Prinzip dreht man eh zuerst mal in die flasche Richtung).Knapp zwei Zentimeter daneben sind zwei weitere Schlitzschrauben, eine zeigt gerade nach innen (das ist die, die näher am Spiegel ist), diese ist für die Unendlich-Justierung zuständig. Gleich rechts neben dieser Schraube ist, ca. 45° nach rechts geneigt, die Einstellung für den Nahbereich.
Zur Einstellung des Suchers habe ich das 75mm Objektiv verwendet, das hat nämlich einen Ring und kein einstellbares Gestänge, das gegen die Kupplung des Entfernungsmessers drückt (wie z.B. das 127er). Die ganze Justiererei in der Kamera ist nämlich nur für ein Objektiv notendig, die anderen Objektive werden über die Justiermöglichkeit am Objektiv selber kalibriert. Einfach ein Objekt in kürzester Entfernung auf dem Ground Glass scharfstellen (Lupe!) und mit der Nahbereichs-Schraube das Sucherbild zur Deckung bringen und dann ein Objekt ein paar hundert Meter entfernt scharfstellen und mit der anderen Schraube das Sucherbild zur Deckung bringen. Fertig. Schrauben mit Lack sichern und Kamera zusammenbauen.
4. Kapitel: wir justieren die Objektive
Nun kommen also die Objektive dran. Die eckigen Lochmasken hinten in den Objektiven sind mit wenigen Tropfen Kontaktkleber angeklebt, ein Abmachen ist also einfach und mit vier Tupfen Kontakleber wieder dranmachen auch nicht kompliziert. Nicht bei jedem Objektiv muß die Maske aber runter, manche haben Löcher (wie z.B. beim 127er). Beim 2,8/100 kam ich ohne Abnehmen der Maske nicht an die Schraube (Schlitz) und Sicherungsschraube (Kreuzschlitz) dran, beim 150er auch nicht. Zum Justieren einfach das Objektiv ansetzen, auf 'unendlich' stellen (also irgendwas in ein paar hundert Metern Entfernung) und prüfen, ob sich des Mischbild im Sucher deckt und ob das Bild auch am Ground Glass scharf ist. Wenn nicht, Objektiv runter, an der Schraube drehen, wieder dran und wieder prüfen, solange bis es paßt. Schraube sichern, evtl. Maske wieder drankleben. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll auch die kürzeste Entfernungzu überprüfen. Das 6.3/50mm kann nicht justiert werden, hat aber ausreichend Tiefenschärfe, sodaß sich die Einstellerei erübrigt (gilt auch für's 65er, sollte das jemand haben). Beim 1:5/250mm ist eine rechteckige Maske am hinteren Ende vom Objektiv dran, die ist mit 5 kleinen Schlitzschrauben befestigt. Die Schräubchen sind ekelig klein, also aufpassen, ich habe zwei oder drei im Wohnzimmerteppich gesucht. Ist die Blende herunten, sieht man sofort die Einstellschraube zum Justieren des Entfernungsmessers. Dreht man die Schraube nach rechts (also ins Objetiv hinein), dann verschiebt sich die Einstellung in Richtung kürzerer Entfernung (ein Beispiel: gehen wir davon aus, daß das Mischbild bei 7m, abgelesen am Objektiv, zur Deckung kommt und wir drehen die Einstellschraube nach rechts, dann wird bei einer halben Umdrehung die Bilddeckung bei 6m oder weniger erreicht). Ich hatte beim Rumschrauben das Objektiv mit der Front nach unten auf dem Tisch stehen und die Entfernung auf 7m oder weniger stehen, so kommt man am besten an die Einstellschraube ran. Schraube nach der Einstellprozedur sichern nicht vergessen (gilt für alle Linsen), Rechteckblende dran, fertig.
© Toni Grass |
Juni 2011
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